90 Jahre HSC Schleswig: Tradition, Erfolge und ein Blick nach vorn

Der Hörgeschädigten-Sport-Club Schleswig (HSC Schleswig) blickt auf 90 bewegte Jahre zurück. Seine Wurzeln reichen bis 1935: Damals gründeten zehn sportbegeisterte junge Männer den Gehörlosen-Sportverein Schleswig (GSV Schleswig). Initiiert wurde die Vereinsgründung von Jasper Harbeck, damals Taubstummenoberlehrer an der Gehörlosenschule, der zugleich erster Riegenführer wurde. Der GSV war der erste Verein seiner Art in Schleswig-Holstein und wuchs bis 1941 auf 15 Mitglieder in den Sparten Faustball, Turnen und Leichtathletik. In den schicksalhaften schwierigen Zeiten vor dem zweiten Weltkrieg musste der GSV sich dem damaligen Ortsbund (heute Gehörlosenverein) als Sportabteilung integrieren. Nur noch unter schwierigen Bedingungen konnten die junge Sportler und Sportlerinnen beim Gehörlosensport in Schleswig-Holstein beweisen.

Mit dem Beginn des Krieges kam der Sportbetrieb wegen der Beschlagnahme der Turnhalle in der damaligen Gehörlosenschule durch die Stadt Schleswig, die sie als Ausweichunterkunft benötigte, zum Erliegen. Zu dieser Zeit war kein Training mehr möglich, das Vereinsvermögen wurde eingefroren. Die gehörlosen aktiven Sportler suchten einen Ausweg und fanden ihn im Jahr 1941 in einem eignen Kegelclub. Bis 1952 ruhte der Sportbetrieb – einzig der Kegelclub „Schleimöwe“, hervorgegangen aus dem GSV, blieb aktiv. Am 20. März 1953 rief Ewald Hebeler junge Menschen der Gehörlosenschule zu einer Versammlung in die Strandhalle Schleswig zusammen: Der Verein sollte wieder aufblühen. Die Mitgliederzahl stieg, der Sportbetrieb nahm Fahrt auf. Ein erster Höhepunkt nach dem Krieg war das 25-jährige Stiftungsfest im Jahr 1960 – der Verein hatte seinen festen Platz im gesellschaftlichen Leben der gehörlosen und schwerhörigen Menschen in und um Schleswig zurückerobert.

1981 folgte ein Generationswechsel im Vorstand. Unter neuer Führung wurde am 15. Februar 1984 unter notarieller Aufsicht ein Gründungsprotokoll erstellt und eine Satzung verabschiedet; seitdem ist der Club als eingetragener Verein (e. V.) beim Amtsgericht registriert. Zugleich erhielt er seinen heutigen Namen: Hörgeschädigten-Sport-Club Schleswig (HSC Schleswig) – damit sollten die vielen schwerhörigen Mitglieder im Namen einbezogen werden.

Ende der 1980er-Jahre gab es erneut Veränderungen an der Vereinsspitze, doch der Zusammenhalt blieb – und sportlich feierte der HSC seine bis dahin größten Erfolge. Unter dem Dach des Deutschen Gehörlosen-Sportverbandes gewannen die Handballer mehrere deutsche Meister- und Vizemeistertitel. Die Berufungen in die Nationalmannschaft der Gehörlosen machten den HSC bei Deaflympics sowie Welt- und Europameisterschaften auch international bekannt.

Eng verbunden ist der Hörgeschädigten - Sportclub mit dem Internat des heutigen Landesförderzentrums Hören und Kommunikation. Auf einer guten Jugendarbeit wurde viel Wert gelegt, dass viele der Jugendlichen in der Hoffnung nach der Schulentlassung aus der Internatsschule zum HSC zurückfinden. Angeboten wurde Kinderturnen mit ausgebildeten Sportlehrkräften. Es wurde auch Fußball, Tischtennis und Schwimmen angeboten. Daraus entwickelten sich eine Fußball- und eine Badminton-Sparte; auch das Kegeln erlebte eine Renaissance. Um attraktiv zu bleiben und mit der Zeit zu gehen, erweiterte der HSC sein Programm – seit 1999 auch mit Dart sowie zeitweise Aerobic und mit dem Breitensport wie Bowling, Minigolf etc.

Wie viele Vereine spürt der HSC den demografischen Wandel. Ende der 1980er-Jahre zählte er 162 Mitglieder, etwa die Hälfte davon Jugendliche aus dem Internat. Durch Inklusion leben heute wenige Kinder im Internat; moderne Hörtechnik wie Cochlea-Implantate ermöglicht vielen einen anderen Bildungsweg. Im Jubiläumsjahr zählt der HSC 38 Mitglieder. Aktive Sparten sind derzeit Badminton, Dart, Schwimmen und „Sport macht Muckis“.

Der HSC Schleswig bleibt damit, 90 Jahre nach seiner Neugründung, ein wichtiger Anlaufpunkt für sportliche Begegnung und Gemeinschaft gehörloser und schwerhöriger Menschen in der Region – offen, engagiert und mit Blick nach vorn.